TSV-Vorstand wirbt bei Mitgliedern für 1,5-Millionen-Projekt
Von Armin Hennig
Korbach. Noch ist der TSV Korbach mit seinen rund 2600 Mitgliedern der zweitgrößte Verein in Nordhessen. Doch das Absinken des Bestandes von 3300 auf den aktuellen Stand binnen zehn Jahren zeigt die weitere Entwicklung auf, die noch dramatischere Ausmaße annehmen könnte, wenn der Verein in Zukunft nicht in der Lage wäre, ansprechende Angebote für Mitglieder jenseits der 30 in eigener Regie und in eigenen Räumen anzubieten.„Zukünftige Vorstände und Übungsleiter fallen weg, wenn es kein passendes Angebot für sie im Verein gibt“, verwies der Vize-Vorsitzende Thorsten Spohr bei der Informationsveranstaltung am Freitagabend auf die Abhängigkeit vom Neubau eines Vereinsheims. Mit dem geplanten Vereinsheim könne der TSV außerdem auf verändertes Freizeitverhalten sowie den demografischen Wandel eingehen. Zumal die Sporthallen an den Schulen immer später und immer seltener zur Verfügung stünden und weiterhin von den Abteilungen genutzt werden sollten.
Bislang stünde der Verein mit beschämender Regelmäßigkeit mit leeren Händen da, wenn entsprechende Anfragen nach eigenen Fitness-Angeboten kämen, sagte Spohr. Mit dem geplanten, sportlich rund um die Uhr nutzbaren Vereinsheim müsse der TSV seine aktuellen Mitglieder und zukünftige Interessenten nicht weiter kommerziellen Anbietern überlassen, sondern könnte mit einem kompletten Angebot in die Offensive gehen.
Das Startprogramm für das Sport- und Gesundheitszentrum bildet die Übernahme des bislang vom Sportkreis Waldeck-Frankenberg veranstalteten Funktionstrainings. Laut Sportkoordinator Mark König-Philipp würde die Nachfrage der bislang in der Klosterhalle angebotenen Kurse das Angebot bei Weitem übersteigen.
Vormittags seien vor allem Rentner aktiv, die Kurse am späten Nachmittag und frühen Abend würden von Berufstätigen nachgefragt. Die Krankenkassen und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) würde den Umzug zum TSV fördern, auch mit medialer Unterstützung durch eine Social-Media-Agentur, sagte König-Philipp. Die Fortbildung der Trainer sei durch die Krankenkassen möglich. Höhere Entgelte für Übungsleiter seien wahrscheinlich.
Die rasche Reaktion auf jüngste Entwicklungen und das Angebot von Trendsportarten sei der beste Weg zum Gewinn neuer Mitglieder. Bislang kann der TSV entsprechende Angebote mangels Räumlichkeiten und Trainern nicht stemmen. „Wir können uns dann endlich der Konkurrenz stellen und Position beziehen, statt kampflos aufgeben“, argumentierte Thorsten Spohr zugunsten der Umsetzung.
In einem Nebensatz über die Einstellung des entsprechenden Sportkreisangebotes in Frankenberg aufgrund zu starker Konkurrenz eines kommerziellen Anbieters hatte Mark König-Philipp den raschen Handlungsbedarf aufgezeigt. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 5. Oktober soll endgültig über das Vorhaben entschieden werden.
„Finanziell eine günstige Gelegenheit“
Im Gegensatz zum zu groß gedachten ersten Vorhaben, einem Sportzentrum an der Tennishalle, sei die Gelegenheit an der Hauer günstig wie nie, denn das bisherige Vereinsheim in der Karpatenstraße hätte keine Zukunft, erklärte der zweite Vorsitzende Thorsten Spohr bei der Informationsveranstaltung. Die Stadt Korbach habe ohnehin eine Neugestaltung des Eingangsbereiches des Hauerstadions für 2019 in der Planung. Zudem herrsche aktuell besonders günstige Gelegenheit, den mit Baukosten von 1,5 Millionen Euro veranschlagten Neubau zu finanzieren, ergänzte Projektleiter Uwe Steuber. Das geplante Sport- und Gesundheitszentrum in Korbach sei gerade noch rechtzeitig auf Platz eins der Prioritätenliste des Kreises platziert worden. Im Falle eines Rückziehers seien Jahre und eine maximale Fördersumme verloren, erklärte Steuber. Derzeit sei mit Zuschüssen in Höhe von 200 000 Euro seitens des Landes Hessen, 225 000 Euro vom Landkreis und 200 000 Euro aus Korbach zu rechnen. Hinzu käme die Unterstützung seitens des Bauamts der Hansestadt bei der Planung, einer der zahlreichen Faktoren, mit denen die bis jetzt veranschlagten Baukosten sinken könnten.
Mit der Sparkasse sei zudem der Zins für den Kredit für die nächsten 20 Jahre auf dem aktuellen Tiefststandsniveau vereinbart. Nach dem Abruf sämtlicher Fördermaßnahmen und dem Verkauf des aktuell von keiner Abteilung genutzten Vereinsheims auf dem Scheid bleibt ein Bedarf von einer halben Million Euro, den der Verein über den Kredit finanzieren muss.
Projektleiter Steuber verwies auf bislang 16 Vereine in Hessen, die mit Erfolg diesen Weg gegangen seien, nannte namentlich den TSV Immenhausen und verwies auch auf rund 1000 Angestellte des Kreises, für die ihr Arbeitgeber in Zukunft Kurse buchen würde, ein ziemlich großer Kuchen, an dem sich der TSV Korbach seinen Anteil sichern sollte. (ahi)
Das sagen die Kritiker
Wert des Grundstücks könnte weiter steigenHeimwart Christian Schnatz machte beim Verkauf des Vereinsheims den sofortigen Verlust von rund 50 weiteren Mitgliedern im Umfang der bisherigen Camping-Gemeinschaft geltend. Dabei sei der Verkauf der als „Tafelsilber“ bezeichneten „Perle am Edersee“ zum jetzigen Zeitpunkt möglicherweise ein Opportunismus, der den Verein noch teuer zu stehen kommen könnte, da der Wert des Grundstücks mit der Neuregelung der Wasserentnahme aus dem Edersee noch deutlich steigen könne. Die Hauptsorge von Mitgliedern ohne Bezug zum Scheid war eine mögliche Beitragserhöhung von derzeit 84 Euro, falls der prognostizierte Mitgliederzuwachs nicht oder nicht so schnell im erwarteten Umfang zustande käme. Schließlich sei damit zu rechnen, dass kommerzielle Anbieter ihrerseits mit neuen Angebotspaketen reagieren würden. (ahi)
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