Organisieren gehört zum Sport dazu: Stefan und Dominik Imöhl fanden früh zum Ehrenamt
Elf Sportler haben wir bisher in unserer Serie „Junges Ehrenamt „ vorgestellt, sie endet heute mit den Porträts der Zwillingsbrüder Dominik und Stefan Imöhl vom TSV Korbach. Die 13 Sportler werden beim Sportkreistag am 8. Juli geehrt.
Korbach – Den Blick für andere. Dafür haben Dominik und Stefan Imöhl ein Auge. Wie viel von diesem Einfühlungsvermögen ihnen in die Wiege gelegt wurde, können die 27 Jahre alten Korbacher Zwillingsbrüder nur erahnen, aber sie wissen, wer diese Eigenschaft bei ihnen angeregt, gefördert und vertieft hat.
Da sind natürlich die Eltern. Hilfsbereit sein und nicht blind an den Leuten vorbeilaufen. Diese Lebenseinstellung sei ihnen schon Zuhause vermittelt worden, erzählt Dominik. Aber auch Dankwart Terörde, ihr Trainer und Leiter der Badminton-Abteilung beim TSV Korbach, habe ihren Gefühlshaushalt zusätzlich mit Empathie gefüllt. „Dankwart hat ein Händchen dafür, Menschen mitzunehmen und er weiß genau, wem und wie viel er einem zutrauen kann“, erzählt Dominik und Stefan ergänzt: „Dankwart bemüht sich immer darum, dass junge Leute so früh wie möglich mitarbeiten und kleine Zusatzaufgaben neben dem Sport übernehmen.“
Mit 14 Jahren schon Mannschaftsführer
Das Bruderpaar wurde bereits im Alter von 14 Jahren Mannschaftsführer und musste in dieser Rolle schon recht anspruchsvolle ehrenamtliche Aufgaben erledigen. Sie waren für die Organisation der Bälle, des Hallenschlüssels und des Busses zuständig, kümmerten sich darum, dass die Mannschaft vor einem Spiel komplett ist und sie suchten Ersatz, falls jemand ausfiel.
Stefan gibt zu, dass diese Aufgaben zusätzlich zum Sport für ihn anfangs schon eine Belastung gewesen seien. „Aber dann hat es mir immer mehr Spaß gemacht, sich um Dinge zu kümmern und mit den Leuten in Kontakt zu treten.“ Die Brüder heben einen Punkt hervor, der beim Ausüben eines Ehrenamts eine entscheidende Bedeutung hat: „Wir wurden nie allein gelassen mit diesen Aufgaben.“
Bescheidenheit zählt ebenfalls zu den charakterlichen Stärken der beiden Imöhls. So stellt Stefan im Gespräch schnell klar: „Ich mache heute bei weitem nicht mehr so viel im Verein wie Dominik.“
Sein Bruder ist seit 2012 Mannschaftsführer der ersten Mannschaft, seit 2014 Sportwart der Abteilung und seit 2016 Trainer der Senioren. Gemeinsam organisieren sie Turniere, Veranstaltungen und Freizeiten. Stefan kümmert sich um die Presseberichte. Dominik erinnert sich, dass er eine Eigenschaft bei sich schon im Kindesalter erkannt hat: „Ich organisiere gern. Das gehört für mich zum Sport einfach dazu. Ich bin auch nicht der Typ, der zum Training oder Spiel kommt, danach duscht und sofort wieder weg ist.“
Sport nicht nur Bewegung, sondern vor allem Gemeinschaft
Sport bedeutet für die Zwillinge mehr als nur Bewegung, vor allem Gemeinschaft. Die sei allerdings bei Badmintonspielern anders als bei Fußballern, betont das Bruder-Duo. Beide treten auch gegen den Ball, Dominik beim TSV Korbach, Stefan wechselte nach der A-Jugend zur SG Lelbach/Rhena.
Der Fußball könnte sich beim Badminton in Sachen Gemeinschaft durchaus einiges abschauen, meinen die Imöhls, schränken aber auch ein, dass es Dinge gebe, die im kleinen Kreis gut funktionierten, aber in einer größeren Gruppe viel schwerer umzusetzen seien..
Die Zwillinge haben auch Ideen, wie die Fußballer ein intensiveres Gemeinschaftsgefühl erreichen könnten. Im Badminton kennen sich alle, Kinder, Jugendliche, Senioren. Das fehle im Fußball, meinen die Imöhls und schlagen vor, dass Kicker aus den Seniorenteams abwechselnd immer mal wieder beim Nachwuchstraining vorbeischauen und dort den Kindern Tipps geben sollten.
Außerdem könnten Kinder und Jugendliche im Fußball ebenfalls kleine Aufgaben erledigen. Hier sind im Vergleich zum Badminton auch viel mehr Eltern vorhanden, die den Spielern solche Zusatzaufgaben leider zu oft abnehmen würden.
„Ich finde es wichtig, mehr Transparenz zu schaffen, was in einem Verein im Hintergrund abläuft“, sagt Dominik, denn nur so könne man den Kindern zeigen, dies und das sei notwendig, damit „du hier Fußballspielen kannst und jeder sollte erkennen, hier ist nicht alles selbstverständlich, sondern es nimmt sich jemand Zeit für mich, für uns.“ So könne man Leute mit kleinen Aufgaben ins Boot holen und wer dann Lust habe, mehr zu machen, werde auch nach mehr fragen.
Nicht nur die guten Fußballer sind wichtig
Außerdem seien alle Fußballer in einem Verein wichtig und verdienten Aufmerksamkeit, nicht nur die guten, betont das Bruderpaar. Wer es als Senior dann nicht in die Mannschaft schaffe, sei vielleicht eher dazu bereit, woanders mitanzupacken, ob beim Getränkeverkauf oder am Bratwurstgrill. „Diese Leute sind oft die, die für das Miteinander sehr wichtig sind“, meint Dominik.
Stefan weist außerdem darauf hin, dass es wichtig sei, die jungen Leute ernst zu nehmen, ihnen Vertrauen zu schenken, aber sie auch bei einigen Aufgaben ruhig mal ins kalte Wasser zu werfen. Die Ansprache sei ebenfalls wichtig, fügt Dominik hinzu. Folgende Sätze ihrer Betreuer hätten auch ihn und seinen Bruder damals angesprochen: Kannst du mir mal helfen, oder ich brauche dich, kannst du den Anfängern mal zeigen, wie das geht?
„Da kann man den Kindern ruhig auch mal schmeicheln“, betont Stefan, aber man sollte niemanden in eine Rolle hineindrängen.
Ihm ist durch seinen Wechsel zur SG Lelbach/Rhena noch ein Unterschied aufgefallen: „Ich glaube, die jungen Leute aus dem Dorf kümmern sich besser um ihren Sportverein als die Jugendlichen aus der Stadt.“
Immer mehr Bürokratie für Vereine nervt
Für die beiden Imöhls gibt es in der Vereinsarbeit auch Tätigkeiten, die ihnen keinen Spaß machen. Sie nervt vor allem die immer mehr werdende Bürokratie, die die Politik oder Verbände von den Vereinen fordern. Sie wissen natürlich auch, dass sie mit ihrer Einstellung zum Ehrenamt im Verein zu einer kleinen Minderheit unter jungen Mitgliedern gehören. Während Stefan davon überzeugt ist, dass es immer wieder Leute geben wird, die sich ehrenamtlich für einen Verein engagieren werden, macht sich Dominik schon eher Sorgen, dass es den Sportverein in 20 Jahren nicht mehr so geben wird wie heute.
Er beobachte immer mehr, dass Leute etwas voraussetzten und wenn etwas nicht klappe, meckerten sie noch, seien aber selbst nicht bereit, sich mehr zu engagieren. „Ich befürchte, dass die Tendenz immer mehr in diese Richtung geht.“
Werden wir immer gieriger? „Nein, nicht gieriger, wohl eher immer bequemer und wenn wir etwas machen, wollen wir gleich dafür belohnt werden“, sagt Dominik. Diese Einstellung sei langfristig das Todesurteil für jeden Verein. rsm
Beitrag teilen