Abuzar Nojomi, Flüchtling aus Afghanistan
Unsicheren Aufenthaltsstatus als Hindernis am Arbeitsmarkt
Korbach. „Hallo liebe Leute, ich heiße Abuzar“: Vor zwei Jahren strahlt der junge Afghane in die Kamera. In voller Boxmontur sitzt er am Rande des Rings, während seine neuen Sportsfreunde im Hintergrund trainieren. Gut 20 Sekunden stellt er sich vor, als Teil der Bewerbung zum Thema Integration, mit der die TSV-Boxabteilung Preis „Stern des Sports“ 2016 überzeugte. Seit einem Jahr ist er da in Deutschland: Nicht jedes Wort sitzt, aber er zeigt sich dankbar, eine sportliche Heimat gefunden zu haben.Zwei Jahre später: Abuzar Nojomi, 18-jähriger Flüchtling aus Afghanistan, spricht zwar nahezu flüssig Deutsch, ist aber kein Mann großer Worte. Umso mehr haben die Verantwortlichen der Box-Abteilung des TSV Korbach zu sagen: „Den möchten wir gerne behalten“, so Cheftrainer Reinhard Jassmann. „Er hat sich wirklich gut hier eingefügt“, ergänzt Abteilungsleiter Markus Blüchel.
Sport ist nicht alles
„Ohne Boxen geht es bei mir nicht – das war schon in Afghanistan so“, fasst Abuzar Nojomi zusammen. Und das lebt der Korbacher. Doch während die Integration Abuzar Nojomi im Sport so leicht fällt, hat er es anderswo schwerer: „Er braucht mehr Halt – eine eigene Wohnung und vor allem eine Ausbildung“, erklärt Jassmann. Doch wo er sich auch melde: Er bekomme höchstens auf ein halbes Jahr befristete Jobs.
Abuzar Nojomi erklärt, wegen der Sicherheitslage in Afghanistan nach Deutschland gekommen zu sein. Er hat schnell Deutsch gelernt und einen guten Hauptschulabschluss hingelegt. Doch sein Asylantrag wurde in einem ersten Verfahren abgelehnt, ein zweites läuft noch. Seine unklare Aufenthaltssituation führe dazu, dass seine Bewerbungen um eine Ausbildung immer gleich enden: „Da habe ich nichts gehört.“ Nur einmal habe er eine erfolgreiche Rückmeldung gekriegt, allerdings für eine Pflegestelle aus Bad Wildungen – zu weit entfernt für ihn. So hält er sich mit befristeten Jobs über Wasser, gerade ist er wieder auf der Suche: Fachkraft für Lagerlogistik will er werden.
Im Verein sei er jedenfalls immer bereit, Verantwortung zu übernehmen, sagt Reinhard Jassmann: „Er kann komplette Trainingseinheiten übernehmen“, sagt Reinhard Jassmann – darüber seien die Boxer auch heilfroh.
Bindeglied im Verein
Zudem seien bei der rund 50 Mitglieder starken Abteilung auch ein halbes Dutzend weitere Flüchtlinge aktiv: „Da ist er ein gutes Bindeglied – die meisten stammen aus Afghanistan, er spricht gut deutsch“, sagt die stellvertretende Abteilungsleiterin Katharina Blüchel. Auch bei den jüngsten Boxern sei er beliebt, zudem soll er selbst Wettkämpfe bestreiten, ergänzt ihr Mann Markus, der Abteilungsleiter. Katharina Blüchel fasst es zusammen: „Er ist voll in unserer großen Box-Familie drin.“