Regionalkoordinator Nordhessen für „Integration durch Sport“: Manche Kommunen zahlen die Gelder nicht aus
Korbach. Mit dem Begriff „Sportcoach“ können mittlerweile viele etwas anfangen. Er ist das Bindeglied zwischen Flüchtlingen und den Sportvereinen. Er kam 2016 mit dem Förderprogramm „Sport & Flüchtlinge“ ins Spiel, das vom Land Hessen in Kooperation mit der Sportjugend Hessen abgeboten wird.
Dadurch erhalten die Städte und Gemeinden einen einheitlichen Förderbetrag, mit dem sie die ehrenamtliche Arbeit der Sportcoaches unterstützen.
Zwölf erfahrene Sportcoaches aus Nordhessen nahmen an einem Tagesseminar in Korbach teil, das von Peter Schreiber, Regionalkoordinator Nordhessen für das Programm „Integration durch Sport“ der Sportjugend Hessen, geleitet wurde.
Was erschwert den Sportcoaches die Arbeit? Auf diese Frage kamen verschiedene Antworten. Manche Kommunen verweigerten den Sportcoaches sogar das Geld, das ihnen eigentlich zustehe. „Die Gelder stammen aus dem kommunalen Finanzausgleich und da sagen die Gemeinden nicht zu unrecht, dass das sowieso ihr Geld ist“, erklärt Schreiber. Diese Mittellosigkeit bedeute für diese Sportcoaches: Nur verwalten, nichts gestalten.
Schreiber weist auch daraufhin, dass es die Zahl der Sportcoaches im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen habe. Es berichtet auch von einem Konkurrenzkampf innerhalb der Flüchtlingshilfe. „Sport gilt bei einigen Unterstützern als Störfaktor“, erzählt der Regionalkoordinator, weil er angeblich anderen Angeboten die Teilnehmer wegnimmt. Sportcoaches bekämen öfters den Satz „Ihr werdet ja bezahlt“ zu hören.
Flüchtlingshelfer sollten alle an einem Strang ziehen, fordert Schreiber und lobt hier vor allem die Teamarbeit aller Gruppen in Frankenberg. „Die kommunizieren dort richtig gut miteinander, dadurch fühlt sich dann auch keiner ausgeschlossen.“
Ein Sportcoach sollte auch nicht auf den Munde gefallen sein und vor allem passende Antworten auf Stammtischparolen haben, wie etwa „die Flüchtling nehmen uns den Arbeitsplatz weg“.
Schreiber hielt den Sportcoaches auch den Spiegel vor, um die Vorurteile sichtbar zu machen, die in uns allen stecken. Was ist Kultur, was Leitkultur? Was davon ist einem Menschen sofort anzusehen (Hautfarbe, Kleidung) und was nicht? Hier gelte das Eisberg-Prinzip. Zwei Drittel der Kultur eines Menschen liege unter Wasser.
Schreiber wies auch daraufhin, dass die Ruhe, die um die Flüchtlinge eingekehrt sei, trügerisch sein könnte. Hessens Innenminister Beuth habe zwar für 2018 die Fortsetzung des Förderprogramms „Sport & Flüchtlinge“ angekündigt, aber die Helferseite habe da so ihre Zweifel. (rsm)
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