Athletin des TSV Korbach wird Senioren-Weltmeisterin im Kugelstoßen und Hochsprung
Perth. Tatjana Schilling bezeichnete den 2. November 2016 als einen „rundum goldenen Tag“ mit zwei Ausrufezeichen.
Die 46-jährige Lelbacherin hat innerhalb dieser 24 Stunden bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft im australischen Perth gleich zwei Goldmedaillen gewonnen. Schilling ist in ihrer Altersklasse W45 die weltbeste Kugelstoßerin und Hochspringerin. Zwischendurch musste die drahtige Athletin des TSV Korbach fast im Vorbeilaufen noch den Vorlauf über im 400 Meter bestreiten. Auch hier hat sie gute Medaillenchancen, denn die Uhren blieben bei ihrer Zielankunft bei 1:01,41 Minuten stehen. Das war die zweitbeste Vorlaufzeit hinter der Australierin Jannelle Delaney (1:00,79).
Der Wind war die Hölle
Der Finallauf findet am Samstagnachmittag statt. Wenn der Startschuss für die Stadionrunde fällt, darf sich Schilling möglicherweise dreifache Weltmeisterin nennen, denn morgens steht sie im Weitsprung-Endkampf. Dieser 2. November 2016 fing für Schilling genau so genial an, wie er auch für sie endete. Die Qualifikation im Kugelstoßen verlief optimal. Erster Platz nach nur einem Versuch mit 11,18 Meter. Die Lelbacherin hatte auch nicht viel mehr Zeit für weitere Stoßversuche, denn sie musste schnell zum Hochsprung.
Nicht nur der Körper von Schilling war für eine große Leistung bereit, auch ihr Kopf. „Schon beim Einspringen habe ich gemerkt, wenn ich meine Nervosität ablegen kann, ist heute alles möglich“, sagte Schilling. Auch das Wetter passte sich den Wünschen der 46-Jährigen an: Kaum Wind und viel Hitze. „Diese Bedingungen sind für mich optimal.“ All diese positiven Details summierten sich und halfen beim Überqueren der Latte. Als mit der Türkin Aycan Kurtan die letzte Konkurrentin bei 1,56 Meter ausschied, hatte Tatjana Schilling noch keinen Fehlversuch. „Ich wollte aber noch nicht aufhören, wenigstens die 1,60 versuchen.“ Doch auch diese Höhe überquerte sie im ersten Versuch und ließ daher noch 1,63 Meter auflegen. „Dass ich diese Höhe auch noch geschafft habe, war sensationell“, sagte die neue Weltmeisterin, die sofort ihren Ruhm zu spüren bekam. Sie sei von allen Seiten angesprochen worden. Die vielen Eindrücke, die in diesem Moment auf sie einprasselten, konnte sich aber nicht lange genießen, weil sie sich auf den 400-m-Vorlauf vorbereiten musste. „Eh ich mich versah saß ich schon im Startblock und musste feststellen, der Wind, den hier alle schon verflucht hatten, wirklich die Hölle ist.“ Doch auch dieses Naturereignis schaffte es an diesem Tag nicht, der Lelbacherin die gute Laune zu verderben. „Ich war auf Bahn sieben, die schnelle Australierin auf neun, sie war immer im Blickfeld. Es durfte nur keine mehr von hinten kommen. Auf der Videoleinwand konnte ich sehen, dass es reicht.“ Beim Finale ging nichts mehr Nach dem Lauf musste Schilling direkt zum Kugelstoßfinale. Dort fand sie zwar die selbe Anlage wie am Vormittag vor, aber die Atmosphäre war anders. Sie lag direkt neben Start, wo viele Läufe anstanden. Ablenkung statt Konzentration. „Bei mir lief plötzlich nichts mehr zusammen.“ Acht, neun Meter mehr gingen bei ihr nicht mehr – mit Hängen und Würgen erreichte sie das Finale der besten acht. Doch auf diesen Tag konnte sich Schilling verlassen. Im vorletzten Versuch platzte der Knoten bei ihr doch noch: 10,83 Meter. Weiter kam keine mehr – Weltmeisterin. Und ihr Fazit fiel sportpolitisch deutlich aus: „Von mir aus können die Russen gesperrt bleiben. Ich habe jedenfalls heute von deren Ausschluss wegen Dopings profitiert.“
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