„Ich habe sehr viel zurück bekommen“
Für Trainer Jassmann ist sein Projekt ein Erfolg
Elleringhausen. Ohne Reinhard Jassmann ist das Projekt „Boxen gegen Gewalt und für Integration“ des TSV Korbach nicht denkbar. Vom Start weg vor 15 Jahren begleitet es der Trainer. Im Interview sagt er, die Auszeichnung mit dem „Großen Stern des Sports in Bronze“ bedeute ihm und der Abteilung sehr viel.Herr Jassmann, das Integrationsprojekt der Korbacher Boxer besteht seit 2001. Warum haben Sie es gestartet?
Reinhard Jassmann: Es ging uns damals darum, nicht speziell Ausländer, sondern überhaupt gewaltbereite Jugendliche von der Straße zu holen. Die Tür war für jeden offen. Integration würde ja nicht funktionieren, wenn alle unter Ihresgleichen bleiben. Beim Start gab es Widerstände, auch aus dem eigenen Verein. Wir haben mehrfach den Vorwurf zu hören bekommen, wir bildeten Schläger für die Straße aus.
Haben sich die Vorurteile gegen Ihre Arbeit bestätigt?
Jassmann: In ganz geringem Maße. Wir haben uns von ein paar Leuten trennen müssen, sei es wegen eines kriminellen Hintergrunds und weil sie überhaupt auffällig waren. Mir ist klar, dass das auch wieder passieren kann.
Ist Ihr Vorhaben, Jugendliche von der Straße zu holen und zu integrieren, gelungen?
Jassmann: Auf jeden Fall. Es sind dauerhafte Freundschaften geschlossen worden. Andere, die in dem Projekt ihre ersten Gehversuche gemacht haben, sind bis heute beim Boxen geblieben – ein Beispiel ist Dimitri Schluthauer, der in Lippstadt als Trainer arbeitet.
Können Sie abschätzen, wie viele Kinder und Jugendliche Sie in all den Jahren im Rahmen des Projekts begleitet haben?
Jassmann: Ich will nicht übertreiben, aber es mögen 250 gewesen sein. Aktuell haben wir zwischen 20 und 25 im Sommer und bis zu 35 im Herbst beim Training.
Aus einigen sind Wettkämpfer geworden.
Jassmann: Wir hatten ja immer eine Nachmittags-Gruppe, die sich vor dem eher wettkampf-orientierten Training traf. Einige, die vielversprechend waren, sind in die andere Gruppe rübergewandert, Es war ein Erfolgsmodell, und wenn wir es weiter betreiben, bleibt es auch eins. Wir brauchen dazu natürlich auch in Zukunft Betreuer, die sich uns anschließen.
Hat sich die Arbeit gelohnt, haben Sie etwas zurückbekommen?
Jassmann: Ich sehe mich selbst als Motor und habe unheimlich viel zurückbekommen. Ich begegne immer wieder früheren Schützlingen, die mir Hochachtung entgegenbringen. Was mich besonders berührt, ist, dass mich manche Jugendliche mit schwierigem familiären Hintergrund als Vaterersatz gesehen haben und mich noch heute darauf ansprechen.
Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung bei den „Sternen des Sports“?
Jassmann: Die Anerkennung für uns zählt sehr viel, aber auch das Geld können wir gut gebrauchen, weil wir ja Kosten haben. Wir müssen zum Beispiel einen zusätzlichen Raum für das Training anmieten. (mn)
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