TSV Korbach hat Publikumsliebling verabschiedet
Korbach – Fast 30 Jahre spielte Robert Müller beim TSV Korbach Handball – in der Jugend und später im Seniorenbereich. Jetzt hat der Verein ihn verabschiedet.
All die Jahre hielt der Spielmacher seinem Verein die Treue, trotz immer wiederkehrender Angebote – es mutet einzigartig in unserer schnelllebigen und oft von Egoismus geprägten Zeit an. Kein Wunder, dass Korbachs Nummer 7 zum Publikumsliebling wurde, zum Aushängeschild des Vereins.
Vor einer Woche wurde Müller nach dem Spiel seiner Mannschaft gegen Reinhardswald verabschiedet. Nach einem am ersten Spieltag gegen Bad Wildungen erlittenen Kreuzbandriss wird er nicht mehr auf das Feld zurückkehren.
„Der TSV Korbach verliert sein Gesicht“, sagte Abteilungsleiter Stefan Backhaus, der Müller als „einen guten Freund und einen tollen Menschen“ charakterisierte. „Das war sehr emotional für mich“, zeigte sich der 34-Jährige gerührt. Mit Müller sprachen wir über seine lange und erfolgreiche Laufbahn.
Die Jugendzeit
Durch einen Mitschüler in der ersten Klasse kam Müller im Alter von sechs Jahren zum Handball. „Er fragte mich, ob ich mitkommen würde. Er hat dann aufgehört, ich bin dabei geblieben.“ Müller durchlief beim TSV als Spielmacher oder Linksaußen alle Jugendmannschaften, schaffte es in die Hessenauswahl und war Teil des Teams, das unter Thomas Buchloh Dritter der Oberliga (B-Jugend) und Meister der Landesliga (A-Jugend) wurde – eines der besten Nachwuchsteams, die es in Korbach je gab. Und schon damals zeigte sich seine Verbundenheit zum Verein und zur Heimat. Denn er hatte schon die Zusage, auf das Eisenacher Handballinternat zu wechseln. „Diese Mannschaft war der Grund, warum ich das nicht gemacht hatte“, erinnert sich Müller.
Das erste Seniorenspiel
War 2001 als noch 17-Jähriger unter Trainer Josip Blagus. Nach der A-Jugend gehörte der heute 34-Jährige zum festen Stamm. Für ihn ein „überragender Schritt. Man war als Jugendspieler echt aufgeregt, jetzt in der Ersten zu spielen.“ Müller sollte bis zu seinem Karriereende unangefochtener Spielmacher sein und wurde später Kapitän. Ein echter Führungsspieler.
Höhen und Tiefen
Der Landesligaaufstieg und die beiden folgenden Jahre als Vizemeister der Landesliga gehören zu den Höhepunkten seiner Laufbahn. Und sie entschädigten dafür, dass es hin und wieder doch Gedanken gab, ob er nicht eine Chance bei einem anderen Verein verpasst habe. Auch sein erster Derbysieg 2011 gegen die HSG Twistetal bleibt in Erinnerung.
Im Derby gegen Twistetal erlebte er aber auch einen seiner Tiefpunkte. „In dem Spiel habe ich fast zehn hundertprozentige Chancen gegen Thomas Tönepöhl vergeben“, so Müller. „Und beim Siebenmeter ist mir dann noch beim Ausholen der Ball hinten aus der Hand gefallen.“ Getroffen hatte ihn auch der plötzliche Tod von Trainer Andreas Streller im Herbst 2013.
Wegbegleiter
„Du hast Unfassbares geleistet“, sagte Müllers Freund Florian Ochmann in einer Grußbotschaft. „Es ist einzigartig, seine gesamte Laufbahn bei einem Verein zu bleiben“, fügte der ehemalige Zweitligaspieler an. Müllers jetziger Trainer Harald Meißner wollte den Spielmacher nicht nur einmal zur HSG Zwehren lotsen – immer erfolglos. In diesem Zusammenhang lobte Meißner die Geradlinigkeit Müllers. „Wenn er bei uns abgesagt hatte, dann war das immer überzeugend und ehrlich. Heutzutage ziehen Spieler bei Absagen alles Mögliche heran, sie sind aber fast nie ehrlich.“
Was ebenfalls am Samstag beeindruckend war: Spieler der TG Wehlheiden, Korbachs Konkurrent im diesjährigen Titelkampf, kamen vorbei und überreichten Müller zum Dank ein TG-Trikot mit der Aufschrift „Danke Robert“. „Wenn man das sieht, kann man in seiner Laufbahn nicht ganz so viel falsch gemacht haben“, sagte Müller.
Die Zukunft
Was die große Wertschätzung des TSV Korbach nicht besser hätte ausdrücken können: Backhaus kündigte an, dass das Trikot mit der Nummer 7 bei der ersten Männermannschaft in Zukunft nicht mehr vergeben werden soll. Müller selbst wird dem Verein als stellvertretender Abteilungsleiter auch weiterhin verbunden bleiben. „Das stand für mich immer außer Frage.“
Außer Frage steht für ihn auch, dass er nach einer einjährigen Pause wieder als Trainer arbeiten will. Trainiert er dann vielleicht später seine beiden Söhne? „Sie dürfen selbst entscheiden, welchen Sport sie machen wollen“, sagt Müller. „Aber wenn einer in meine Fußstapfen treten will, wäre das eine tolle Ehre.“ Und dann wird sie vielleicht doch wieder vergeben, die Korbacher Rückennummer 7.
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