Mario Jassmann schwärmt von US-Boxgyms – Bald in Eppe
VON GERHARD MENKEL
Korbach – Mario Jassmann geht zum zweiten Mal aufs Dorf. Der Boxer aus Korbach will am 16. März in der Epper Aartalhalle seinen 28. Profikampf bestreiten. Gegen wen, ist noch offen. Wer auch immer kommt, der Gegner wird sich auf einen Lokalmatador einstellen müssen, der sehr besonders vorbereitet ist: Jassmann hat ein zwölftägiges Trainingslager in Las Vegas hinter sich.
„Es war enorm und hat auch gut was gebracht“, sagt der 36-Jährige, der gemeinsam mit seinem Braunschweiger Kollegen Patrick Rokohl in der Wüstenstadt aufschlug. Sie fanden eine beeindruckende Infrastruktur für ihren Sport vor. „Egal, in welche Richtung du fährst, in 20 Minuten bist du in einem Gym, in dem Weltklasse-Leute trainieren“, sagt Jassmann. „Du könntest jeden Tag 500 Runden Sparring machen.“
So viele waren es nicht, aber der Interkontinental- und Internationale Deutscher Meister im Supermittelgewicht hat mit einer Ausnahme täglich zweimal eisern trainiert. „Wir hatten zusammen eine Wohnung gemietet, von da sind wir in die verschiedenen Gyms gefahren, wir hatten die Trainings vorher ausgemacht“, erzählt er.
Die bekannteste Adresse: der Mayweather Boxing Club, ein Kult-Gym, das zum Imperium von Floyd Mayweather gehört, der als Unternehmer ebenso erfolgreich ist, wie er es im Ring war, Auch im Nemea Boxclub und der Salas Boxacademy arbeitete Jassmann an Kondition, Schlagkraft und Technik.
Er machte Pratzenarbeit mit Crystal Thomas, die auch Mayweather auf ihre Schlagpolster dreschen ließ, und mit Jorge Linares (Venezuela), ehemaliger Weltmeister im Leicht- und Superfedergewicht der Großverbände WBA sowie WBC und jetzt Trainer. Er ließ sich die Hände von Jacob „Stich“ Duran tapen, der als sogenannter Cutman für Wladimir und Witali Klitschko arbeitete – „eine Legende, ein sehr netter Mensch“. Er lernte Ex-Weltmeister Fernando Vargas kennen, er sah den britischen Weltergewichtler Conor Benn kämpfen.
Dazu die Trainingsumgebung an sich. „Es ist ein ganz anderes Flair als bei uns. Es macht schon sehr viel Spaß. Allein schon wenn du in ein Gym reingehst, hast du richtig Bock zu trainieren“, erzählt Jassmann. Profitiert habe er auf allen Ebenen. Vor allem konditionell, schon wegen des Umfangs. „Dir gucken Leute zu, die sind oder waren Weltmeister oder sind auf dem Weg dahin. Da gibst du eine ganze Ecke mehr im Training“, sagt Jassmann.
Dann erzählt er vom Sparring mit Jamba Pemberton, der bei Top Rank Boxing unter Vertrag steht, Amerikas größtem Promoter. „Wenn man mit solchen Leuten trainiert, die wirklich auf sehr hohem Niveau sind, dann sieht man, wo man steht. Man sieht, was man noch rausholen kann, wenn man optimale Bedingungen hat.“
Diese Infrastruktur findet Jassmann in Nordhessen so nicht vor. Er hat keinen eigenen Trainer. Zum Sparring muss er sich immer ins Auto setzen, um irgendwohin zu fahren. „Und ob ich dann auf meine Kosten komme, ist dann noch mal eine andere Sache.“ Vielleicht ist es diese Diskrepanz, die Jassmann bei seinem Aufenthalt in Las Vegas am meisten bewusst geworden ist. Es war ja nicht so, dass er als German dastand und die Amis mit großen Augen bestaunte. Denn auch diese Erkenntnis hat er mitgebracht: „Die US-Boxer kochen auch nur mit Wasser.“
Jassmann strebt zurück ins Mittelgewicht
Mario Jassmanns Trip nach Las Vegas könnte nachhaltiger wirken als nur in einer verbesserten Fitness. Jassmann will zurück ins Mittelgewicht; jene Klasse, in der er vor sieben Jahren seinen ersten Profititel gewann. Seine Motivation: die physischen Vorteile.
„Es sind schon ganz schöne Tiere im Supermittelgewicht, die kommen mit austrainierten 85 Kilo“, sagt er. Das Mittelgewicht passe eher zu seiner Größe und Schlagkraft. „Ich kann auch Leute im Supermittelgewicht k. o. schlagen. aber die Wahrscheinlichkeit im Mittelgewicht ist deutlich höher.“
Immer gegenwärtig ist ja dieser Gedanke an einen großen Titelkampf. Im Mittelgewicht rechnet sich Jassmann offenbar bessere Chancen aus. Um in der niedrigeren Gewichtsklasse starten zu können, muss er rund zehn Kilogramm abnehmen. Er sieht darin kein unlösbares Problem. „Wenn du drei Monate zweimal am Tag trainieren kannst, da verlierst du jede Woche ein Kilo.“
Diesen Umfang kann der Korbacher allenfalls in den Wintermonaten leisten; im Sommer arbeitet er als Schwimmmeister im Wolfhager Freibad. Da ist eine zweite Einheit täglich schwierig. Das große Titelduell, so es denn kommt, müsste in die kühle Jahreszeit fallen. Dann hätte er die Zeit für die umfangreiche Vorbereitung.
Jassmann würde dafür glatt noch einmal in die Staaten fliegen, wo er im Jahr 2019 erstmals des Boxens wegen war. Leisten konnte er sich den Aufenthalt diesmal, weil er Sponsoren hatte. „Wir haben sparsam, gelebt, aber ohne einen gewissen finanziellen Hintergrund schafft man das nicht.“ Deshalb danke er seinen Spendern ausdrücklich.
2019 war auch das Jahr, in dem Jassmann erstmals in einem Korbacher Ortsteil boxte. „Wir hatten in Meineringhausen eine schöne Veranstaltung“, erzählt er. Jetzt also die Aartalhalle mit ihren mehr als 300 Plätzen. Jassmann will einen Ranglistenkampf über acht Runden bestreiten. Er freut sich drauf. „Es ist eine gute Sache, dass ich aus dem harten Training heraus einen Wettkampf machen kann.“ mn
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