Johanna Goliszewski hilft Badminton-Nachwuchs des TSV Korbach auf die Sprünge
Von Dirk Schäfer
Korbach. „Oh ja. Ganz schön.“ Nicht wenige der Badminton-Spieler des TSV Korbach haben am Sonntagmorgen mit diesen Worten die Frage nach dem Muskelkater beantwortet. Schließlich hatte sie Johanna Goliszewski tags zuvor ganz schön auf Trab gehalten.
Das intensive Training mit der Olympia-Teilnehmerin aus Bad Wildungen hat die Korbacher Junioren aber nicht davon abgehalten, 24 Stunden später schon wieder in der Hauerhalle auf dem Feld zu stehen. „Sie wollten das Erlernte unbedingt gleich umsetzen“, sagte Dankwart Terörde. Der Badminton-Abteilungsleiter des TSV hatte seinen Besten den Workshop mit Goliszewski quasi geschenkt; als Belohnung für eine bärenstarke Hinrunde in der Bezirksoberliga, in der die TSV-Mannschaft überraschend auf Platz eins liegt.
Belohnung für starke Saison
In die Rückrunde soll das Team nun noch gestärkter gehen. „Es war sehr anstrengend, aber auch sehr wertvoll und hat jeden von uns weitergebracht“, fasste Teamkapitän Dominik Imöhl die ausgiebigen Trainingseinheiten zusammen. Vier Stunden lang widmete sich Johanna Goliszewski den TSV-Spielern, ehe sie sich am Abend zur „Sport-vereint“-Ehrungsgala aufmachte. „Die waren ganz schön heiß und konnten nicht genug kriegen“, lobt Goli-szewski den Ehrgeiz und die Ernsthaftigkeit der jungen Spieler des Vereins, in dem sie selbst einst die ersten größeren Schritte als Aktive gemachte hatte.
Natürlich wollten alle auch etwas aus Goliszewskis Leben erfahren und wie es in Rio war. Aber im Vordergrund stand, die eigene Leistung zu verbessern. Dafür hatte die als Sportsoldatin in Mülheim lebende und spielende Wildungerin erst einmal ein strammes Aufwärmprogramm mitgebracht, um dann mit Grundlagentraining die „Basics“ zu üben – Beinarbeit, Technik, Ballgefühl, Spielübersicht, und und und.
Bei insgesamt zehn Trainingsteilnehmern blieb auch noch genug Zeit, um ins Detail zu gehen. „Mir hat besonders gefallen, dass sich Johanna auch jedem Einzelnen gewidmet hat, um Korrekturen vorzunehmen und Tipps zu geben“, sagt Hans Stroth. Wie alle anderen Teilnehmer hat er bei sich ordentliche Fortschritte erkannt.
Trainer hat’s jetzt leichter
Letztlich war auch Dankwart Terörde als Trainer erfreut, dass das Training Wirkung zeigte. Er hat nun ein Problem weniger: „Wenn ich etwas sage, wird das oft nicht so ernst genommen. Wenn Johanna es sagt, machen es die Spieler plötzlich – mit der Erkenntnis: Das bringt ja wirklich was. Insofern wird es für mich womöglich künftig einfacher.“
Ohne Puste ins Kaiserfeld
Schnuppertraining und Plaudereien mit Badminton-Nationalspielerin kommen gut an
Von Dirk Schäfer
Korbach. Hat sie mich doch tatsächlich erwischt. „Abkürzen ist verboten“, schimpft Johanna Goliszewski. Sie hat alles im Blick und so auch ein Auge auf mich, den WLZ-Redakteur unter den Teilnehmern dieses besonderen Trainings. Eine, die es richtig gut kann, trainiert mit solchen, die Badminton nur als Federball praktizieren – eine komische Kombination, aber eine gelungene Aktion, die sich die Badmintonabteilung des TSV Korbach ausgedacht hat. Als Dank für gute Zusammenarbeit sind Sponsoren, Zeitungen und andere Partner zum Schnuppertraining eingeladen.
Ein Dutzend Neugieriger wagt den Griff zum meist nicht einmal 100 Gramm schweren Schläger. Der wird aber erst einmal zur Seite gelegt. Aufwärmen ist angesagt, um nicht nur die Beine in Schwung zu bekommen. „Beim Badminton muss man im Oberkörper sehr beweglich sein“, erklärt Goli- szewski und turnt vor: Side-Steps, Hüpfen, Dehnen; das richtige für Rumpf, Schulter und Bauch. Der ist mir mitunter im Weg, und die Beine wollen auch nicht so schnell wie der Kopf. Kein Wunder, dass ich mich um die Hälfte der Übungen zu drücken versuche. Hätte ich doch daheim beim TSV Frankenberg mal öfter das Training besucht.
Peinliche Pause
Nach 15 Minuten lege ich bereits die erste Pause ein – als Einziger. Wie peinlich. Bei den technischen Übungen versuche ich, bessere Noten zu bekommen. Naja. Die Grundlagen sind da, aber der Ball – um die fünf Gramm leicht – macht einfach nicht immer das, was er soll.
Der Federball ist übrigens nur bei den Profis aus echten Federn (von Ente oder Gans). Unsereins spielt mit Kunststoff-„Federn“. Das lernen die Trainingsteilnehmer, genauso wie Grundzüge der Spielregeln und Begriffe wie Clear, Smash und Drop. Das sind drei der Grundschlagarten, die wir mit spielerischen Übungen erlernen sollen. Und dann dabei auch noch schnell vor ans 1,55 Meter hohe Netz und genauso schnell wieder zurück? Puh. Da ist der Drops bei mir schnell gelutscht.
Nach der Trink- und Plauderpause wird es ernst. Jetzt geht’s um Punkte und darum, wer ins „Kaiserfeld“ kommt. Das kann man nur erreichen, wenn man Spiele gewinnt; der Gewinner eines Satzes darf nach links aufrücken, der Verlierer muss nach rechts abrücken.
Jetzt kann ich mal zeigen, wie man den Ball auf bis zu 300 Stundenkilometer beschleunigt, so wie es Goliszewski und Co. fabrizieren? Aber wie? Ohne Puste. Für mich geht’s zwei Felder nach rechts, erst dann starte ich eine kleine Serie. Auch wenn Johanna fiese Regeln aufstellt und die Feldgröße mal eben auf 33 Prozent reduziert: Nach einigen Glückstreffern lande ich schließlich im Kaiserfeld. Wenigstens nicht vollends blamiert.
Wobei die Leistung bei allen letztlich nicht im Vordergrund stand. Sondern das Erlebnis. Und alle waren nach zwei Stunden froh, nicht nur Grundzüge eines faszinierenden Sports, sondern auch eine authentische, sympathische Nationalspielerin, die bereitwillig im Anschluss noch auf viele Fragen antwortete, von ihren Eindrücken bei Olympia in Rio und vielen anderen Lebensstationen erzählte.
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