Martin Rinne - TSV/FC Korbach

Im Interview: Martin Rinne

In Abteilungen, Fussball by Waldeckische Landeszeitung

TSV/FC kann Meister werden – Spartenleiter über das Topspiel und die Aufstiegspläne

Korbachs Fußballer kurz vor dem Aufstieg – Rinne warnt vor Übermotivation

Martin Rinne - TSV/FC Korbach

Martin Rinne
© aw

VON GERHARD MENKEL

Korbach. Wie steht die Abteilungsleitung der Korbacher der Rückkehr in die Verbandsliga gegenüber, nachdem das letzte Gastspiel dort nur eine Saison (2015/16) dauerte? Wie steht’s um Verstärkungen? Wer geht? Fragen an Martin Rinne, seit genau vier Wochen als einer von zwei Vorsitzenden der Sparte offiziell im Amt, der im WLZ-Interview Position bezieht.

Herr Rinne, Sie haben als Spieler einige Erfahrungen mit solchen „Endspiel-Situationen“ gemacht, wie sie am Freitag die Mannschaft erlebt. Wie sind Sie in solche Begegnungen gegangen?
Martin Rinne: Anspannung und Nervosität sind da, aber die Vorfreude überwiegt. Man versucht in solchen Spielen alles rauszuhauen.

Welche Fehler sollte man unbedingt vermeiden?
Rinne: Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass man mir unterstellt hat, ich wäre in einer solchen Situation übermotiviert gewesen. Ich hatte mir gleich im ersten Spiel einer Relegationsrunde die Rote Karte eingefangen. Übermotivation sollte man also vermeiden.

Sie kennen Mengsberg zumindest vom 0:0 aus dem Hinspiel. Trauen Sie Ihrer Mannschaft am Freitag den Sieg zu?
Rinne: Ja, schon, wir müssen allerdings abwarten, wie sich die personelle Situation darstellt. Wie schwer hat sich Christoph Osterhold verletzt? Reicht es schon wieder für Jan Schwechel? Von daher gibt es eine Portion Ungewissheit.

Das Verletzungspech erwischt den TSV/FC ausgerechnet in der letzten Phase der Saison.
Rinne: Ja. Die Ausfälle von Abwehrchef Nico Müller, Tobias Friele und Chrissie Emde treffen vor allem die Abwehr hart. Der Trainer muss immer wieder umstellen und neue Lösungen finden, wobei er das am Sonntag gegen Baunatal II gut geschafft hat. Es ist ein großer Vorteil, Spieler wie Matthias Rösner in der Hinterhand zu haben, die aus dem Stand Gruppenliga spielen können.

Wäre es schlau, am Freitag auf eine Punkteteilung zu spielen, die Korbach ja reichen könnte?
Rinne: Nein, wir werden da auf Sieg spielen.

Trainer Jörg Büchse hat im Herbst sinngemäß gesagt, der Verein sei noch nicht wieder reif für die Verbandsliga, weil aus der Jugend aktuell kaum Spieler nach oben kommen und der Kader relativ klein ist. Seit der Winterpause sagt er, wenn man sportlich aufsteigen könne, wolle man das auch. Wie sieht das die Abteilungsleitung?
Rinne: Ich sehe das genauso. Wir sind mit einem recht dünnen Kader in die Saison gegangen. Aber wenn man an der Tabellenspitze steht und 30 Tore mehr geschossen hat als der Tabellenzweite, dann steht man zu Recht da oben.

Zuletzt vor zwei Jahren hat jeder gesehen, wie groß der Sprung von der Gruppen- zur Verbandsliga ist. Korbach war ein souveräner Meister und spielte in der höheren Klasse fast sofort gegen den Abstieg. Jetzt ist die Sache in der Gruppenliga viel enger. Wäre es klug, in die Verbandsliga aufzusteigen?
Rinne: Wenn es mit dem Aufstieg klappen sollte, wissen wir, wie schwer die Aufgabe wird und dass Verstärkungen für alle Mannschaftsteile erforderlich sind. Andererseits wollen wir uns kurz- bis mittelfristig wieder in der Verbandsliga etablieren. Doch in naher Zukunft wird es nicht leichter aufzusteigen. Man muss nur auf die möglichen Absteiger aus der Verbandsliga wie Melsungen, Schwalmstadt oder Eintracht Baunatal schauen.

Ist es nicht schwierig, Verstärkungen zu verpflichten?
Rinne: Wir führen viele Gespräche mit potenziellen Neuzugängen, die Suche gestaltet sich aber in der Tat sehr schwierig. Wir müssen feststellen, dass Spieler mit Potenzial die sportliche Herausforderung wegen Studium oder Ausbildung doch eher scheuen.

Sie haben von der Notwendigkeit gesprochen, alle Mannschaftsteile zu verstärken. Müsste aber nicht der Fokus auf der Defensive liegen? Nach vorne kann’s die Mannschaft, sie steht kurz vor den 100 Saisontoren.
Rinne: Die Verletzungsanfälligkeit eines Christoph Osterhold wird mit den Jahren nicht geringer. Wenn er mal ausfällt, muss Ersatz da sein. Ich bleibe dabei, dass wir alle Teile verstärken wollen, aber ein Hauptaugenmerk muss auf der Defensive liegen. Im letzten Abstiegsjahr haben wir in der Verbandsliga mehr als 110 Gegentore hinnehmen müssen. Das darf, wenn uns der Aufstieg gelingt, nicht noch mal passieren, sonst steigen wir gleich wieder ab.

Welche Möglichkeiten hat der TSV/FC überhaupt?
Rinne: Unsere finanziellen Möglichkeiten sind beschränkt. Ein Hauptaugenmerk in unserer Philosophie legen wir aber ohnehin auf die Nachwuchsarbeit. Da empfinden wir eine Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen in Korbach. Im nächsten Jahr werden wir wieder eine A-Jugend stellen, auch eine eigene B-Jugend. Klar ist aber auch: Es dauert noch ein paar Jahre, bis wir wieder aus dem eigenen Nachwuchs Spieler für die erste Mannschaft gewinnen können. Neuzugängen von außerhalb bieten wir ein gutes Umfeld, perfekte Trainingsmöglichkeiten und vier hochkarätige Trainer. Wenn einer die sportliche Herausforderung annimmt, möglicherweise Verbandsliga zu spielen, ist er bei uns richtig.

Der Verein hat schon Zusagen, nennen Sie Namen?
Rinne: Nein, noch nicht.

Gibt es in der Region genug Talente, die das Zeug zur Verbandsliga haben?

Rinne: Vielleicht muss man den Radius erweitern. Ich sehe immer nur, dass unsere Spieler früh von Kasseler Vereinen weggeholt werden. Die sind Stammgäste auf der Hauer. Ende dieser Saison werden uns aus der Verbandsliga-Mannschaft der C-Jugend zwei Spieler sowie ein B-Junior Richtung Hessen Kassel verlassen.

Vielleicht kehren sie gut ausgebildet wieder an die Hauer zurück.
Rinne: Das ist natürlich der Wunschgedanke. Wir legen Spielern, die es bei einem höherklassigen Verein versuchen möchten, keine Steine in den Weg. Im Gegenteil versuchen wir, den Kontakt zu ihnen zu pflegen, die Tür offen zu halten.

Nicht alle Spieler wollen oder können bleiben: Bei Jan Pohlmann ist die Zukunft aus beruflichen Gründen offen, den Jalilyan-Brüdern werden Abwanderungsgedanken nachgesagt.
Rinne: Die drei stehen auf Kippe. Die Jalilyans haben uns mitgeteilt, dass sie mit anderen Vereinen sprechen. Außerdem wird es Jan Schwechel aus beruflichen Gründen vermutlich nach Baden-Württemberg ziehen, er hat seinen Abschied schon angekündigt.

Und das Trainerteam?
Rinne: Wir haben mit allen Trainern, also Jörg Büchse, Tim Bialuschewski, Ulli Schwalenstöcker und Bernd Beckmann, bereits in der Winterpause vereinbart, dass sie weitermachen.

Quelle

Waldeckische Landeszeitung

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Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV 1850/09 Korbach e. V. Sportredaktion: Gerhard Menkel (Leiter), Manfred Niemeier, Werner Spitzkopf, Jürgen Heide, Reinhard Schmidt und Dirk Schäfer.

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