Frische Luft wirkt Wunder
VON THORSTEN SPOHR
Sport während der Corona-Pandemie
Seit dem 1. November war der Amateur- und Breitensport im zweiten Lockdown. Vier Monate hat es gedauert, ehe die Politik das Thema überhaupt auf ihre Tagesordnung setzte und Öffnungsszenarien aufzeigte. Vier lange Monate – ein Armutszeugnis. Warum dauerte das so lange?
Ist Sport unwichtiger als die Öffnung von Baumärkten oder Friseuren? Mitnichten. Sport ist ein wichtiges, ein unverzichtbares Fundament unserer Gesellschaft. Und wir reden an dieser Stelle nicht von Spielen in der Fußball-Bundesliga. Es geht auch nicht in erster Linie um den Ligasportler zwischen 20 und 30 Jahren, der seit Monaten seinem Hobby nicht mehr nachgehen kann. Es geht um weit mehr.
Es geht um Millionen von Kindern, denen in Summe fast ein ganzes Jahr Bewegungserfahrung vorenthalten wurde. Das, was sie in ihrer Entwicklung verpasst haben, ist später nur schwer wieder aufzuholen.
Es geht aber auch um Millionen älterer Mitbürger, die versuchen, sich in Turn-, Gymnastik- oder Reha-Sportgruppen ihre Mobilität und damit ihre Lebensqualität zu erhalten. Auch für sie hat eine lange Pause oft schlimme Konsequenzen. Die Folgen dieses langen sportlichen Stillstands werden wir schneller zu spüren bekommen als uns allen lieb sein dürfte.
Dabei geht das, was jetzt von der Politik beschlossen wurde, einfach nicht weit genug. Die Lösung kann nur lauten: Erlaubt den Sport im Freien wieder. Nicht nur für Kinder, sondern für alle Altersgruppen. Sofort und ohne jede Einschränkung.
„Frische Luft wirkt Wunder“, sagten unsere Großeltern immer. Und sie hatten damit recht. Frische Luft ist zwar kein Heilmittel gegen eine Corona-Infektion, aber die Ansteckungsgefahren sind im Freien weitaus geringer, was auch ernst zu nehmende Wissenschaftler mittlerweile nachweisen können.
Bleibt die Frage, warum die Politik eben solche lauter werdenden wissenschaftliche Stimmen weitgehend ignoriert oder anscheinend nicht ernst nimmt. Denn nach einem Jahr Corona-Pandemie sind zwar weiter eine Portion Vorsicht, aber eben auch Weitsicht und Augenmaß gefragt.
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