Tatjana Schilling: TSV Athletin für drei WM-Titel belohnt

In Abteilungen, Leichtathletik by Waldeckische Landeszeitung

Tatjana Schilling beste Senioren-Leichtathletin Europas

3fach-Weltmeisterin Tatjana Schilling in Siegerpose

Krönung eines schwierigen Jahres. Tatjana Schilling (TSV Korbach) hat sich nach ihrer Knieverletzung wieder so gut heran gearbeitet, dass sie im vergangenen Jahr drei Weltmeistertitel holte. Dafür wurde sie zur besten Senioren-Leichtathletin Europas gekürt. Foto: pr

Von Reinhard Schmidt

Korbach. Heute ist doch jeder zu jeder Tageszeit erreichbar. Das muss nicht sein, sagt sich Tatjana Schilling. Wer so positiv denkt, muss allerdings auch damit rechnen, dass andere Menschen mehr über einen wissen als man selbst.

So wussten zahlreiche Leute eher als die 46-jährige Lelbacherin, dass sie zur besten Senioren-Leichtathletin Europas 2016 gewählt worden war.

„Als ich dann irgendwann auf mein Handy geschaut habe, sah ich die vielen Whatsapp-Nachrichten und habe mich schon darüber gewundert“, erinnert sich die dreifache Weltmeisterin (Hoch- und Weitsprung, Kugelstoßen) von 2016 an diesen Moment.

Später erfuhr sie, dass ein Mitarbeiter des europäischen Verbandes einige Male versucht hatte, sie telefonisch zu erreichen. „Ich hatte zu dieser Zeit ein wenig Ärger mit meinem Telefonanbieter und da ich die Nummer des Verbandes nicht kannte, dachte ich, es wäre wieder diese Firma und bin einfach nicht rangegangen.“ Zu guter Letzt kam von Verbandsseite noch eine Freundschaftsanfrage per Whatsapp, aber auch die schlug Schilling aus, weil sie den Namen des Bittstellers nicht kannte.

Einige Tage später war die 46-Jährige aber für weitere mögliche Ehrungen gewappnet. Sie stand nicht mehr auf der Leitung als der Sprecher des Deutschen Leichtathletik Verbandes ihr telefonisch die Nachricht überbrachte, dass sie auch zur besten deutschen Senioren-Leichtathletin des Jahres gewählt worden sei.

Schwere Knieverletzung

Eine 33-köpfige Jury, in der Seniorenwarte der Landesverbände, Mitglieder vom Bundesausschuss Senioren, Pressevertreter und die beiden Vorjahressieger saßen, sah Schilling auch deshalb vorn, weil sie trotz der schweren Knieverletzung (Kreuzband, Meniskus und Innenband gerissen) so schnell und vor allem so stark wieder ins Laufen und Springen gekommen war.

Sie erhielt 60 Punkte, fast doppelt so viel wie die zweitplatzierte Werferin Ingrid Holzknecht (W75) aus Elmshorn mit 31.

„Mit diesen Auszeichnungen habe ich nicht gerechnet, denn normalerweise gewinnen hier nur Leichtathleten, die schon 60, 70 oder älter sind“, sagt Schilling. Dennoch seien diese Ehrungen eine Motivation für sie doch noch weiterzumachen. Trotz der drei WM-Titel ist das Knieproblem für die Athletin des TSV Korbach noch nicht aus der Welt – vermutlich bleiben Schäden, die der leidenschaftlichen Mehrkämpferin einen weiteren Siebenkampf verweigern.

„Hürdenlauf geht nicht mehr, trotz intensiver physiotherapeutischer Behandlung. Ich hoffe, dass ich das doch noch irgendwann hinkriege.“ Die Verletzung und ihre Folgen haben auch dazu geführt, dass die 46-Jährige derzeit nicht mehr in ihrer Trainingsgruppe trainieren kann, sondern nur noch allein. „Meine Mädels fehlen mir sehr“, gesteht die Lelbacherin.

Und während sie über ihre zwei Auszeichnungen redet, flattert an diesem Tag eine Meldung vom Weltverband herein: Schilling bei der Wahl zur Welt-Senioren-Leichtathletin auf Rang drei. Auch davon wird die 46-Jährige wieder positiv überrascht.

Reise nach Lausanne

Sie muss nun reisen. Für die DLV-Würdigung nach Erfurt (4. März), für die europäische Auszeichnung zwei Tage Lausanne (Schweiz) – Hotel zahlt der Verband – und für die Weltverband-Ehrung nach Daegu (Südkorea), wo die Hallen-WM der Senioren stattfindet. Dort endet für die Leichtathletin ein Jahr, das man für Tatjana Schilling in sechs Worten umschreiben kann: Sportlich nahezu unerreicht, aber schwer erreichbar.

Quelle

Waldeckische Landeszeitung

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Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV 1850/09 Korbach e. V. Sportredaktion: Gerhard Menkel (Leiter), Manfred Niemeier, Werner Spitzkopf, Jürgen Heide, Reinhard Schmidt und Dirk Schäfer.

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