Offene Hallen auch in den Ferien

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Sportkreis Waldeck-Frankenberg startet Vorstoß beim Landkreis – Vereine berichten über Nachteile

Von Gerhard Menkel

Goddelsheim. Es gab Zeiten, da war für die kreiseigenen Sporthallen während der Schulferien betreten verboten. Die Verwaltungspolitik der geschlossenen Türen wird zwar vom Fachdienst Sport längst flexibler gehandhabt, doch auf der Wunschliste von Vereinen und Verbänden steht eine weitergehende Öffnung ziemlich oben. Der Sportkreis hat das Anliegen aufgegriffen. Das Ziel seiner Initiative: durchgehende Hallenzeiten für den organisierten Sport.

Der Sportkreis sei wiederholt von Vereinen und Fachverbänden auf die mangelnden Trainingsmöglichkeíten einzelner Sparten angesprochen worden, schreibt der Sportkreisvorsitzende Uwe Steuber in einem Brief an Landrat Reinhard Kubat. „Insbesondere in den Herbst-/Winter und Osterferien werden die Sporthallen im Rahmen der Saisonvorbereitung dringend benötigt.“

Steuber nannte bei der Vorstellung der Initiative am Dienstagabend beim Sportgespräch mit Innenminister Peter Beuth in Goddelsheim die Tischtennisspieler als Beispiel für eine Gruppe, die Nachteile im Vergleich mit jener Konkurrenz habe, die beständig trainieren könne. Neben den Aktiven, die an Serienspielen teilnehmen, verweist er auf eine zweite Gruppe, für die „durchgängige Nutzungszeiten“ wichtig seien: geflüchtete Menschen.

Dabei sei klar, „dass nicht alle Sporthallen durchgängig in den hessischen Ferien für den Sportbetrieb zur Verfügung gestellt werden können“.

Der Sportkreis unterfüttert seinen Vorstoß mit den Ergebnissen einer Umfrage in Hessen. Acht Sportkreise von der Bergstraße im Süden über Fulda-Hünfeld im Osten bis zum Lahn-Dill im Kreis im Westen haben geantwortet – und überall dürfen die Sportler auch während der schulfreien Wochen – mal deutlich, mal überhaupt nicht eingeschränkt – in den Hallen trainieren.

Besonders großzügig ist die Regelung im Sportkreis Hersfeld-Rothenburg: „Seit 2015 werden alle Sporthallen des Kreises und der Städte an die Vereine und Gruppen während der Ferien ohne Unterbrechung offen gehalten“, berichtet der Vorsitzende Paul Mähler. Und: „Es gibt keine Einschränkungen für die Hallennutzer!“

Für die Thematik Hausmeister und Hallenreinigung haben die Verwaltungen unterschiedliche Lösungen gefunden (siehe Hintergrund). Teilweise werden die Clubs an den zusätzlichen Kosten beteiligt, grundsätzlich nutzen sie die Indoor-Anlagen (wie in Waldeck-Frankenberg auch) aber ohne Gebühren zu zahlen.

Steuber schlägt vor, sich in der Praxis des Werra-Meißner-Kreises zu orientieren. Zwischen Eschwege und Witzenhausen dürfen „serienspielende Vereine“ und der Gesundheitssport, die Hallen während der kompletten Oster-, Herbst- und Weihnachtsferien nutzen, zudem in den letzten drei Wochen der Sommerferien.

Wecker: Ausnahmen auf Antrag möglich

Die erste Reaktion aus dem Kreishaus (wo das Schreiben von Uwe Steuber heute oder morgen eingehen sollte) zur Sportkreis-Initiative war neutral. Nach Rücksprache mit Matthias Schäfer, dem Leiter des Fachdiensts Sport, sagte Pressesprecher Hartmut Wecker: Falls aus dem Vorstoß des Sportkreises eine politische Initiative erwachse, werde man sich mit dem Eigenbetrieb Gebäudemanagement (oder dessen Nachfolgebehörde) zusammensetzen, um die Öffnungszeiten abzustimmen.

Schäfer wies laut Wecker darauf hin, dass bei begründeten Anfragen auch derzeit schon Hallen während der Ferien geöffnet werden. „Es sollte in diesen Fällen aber schon eine richtige sportliche Betätigung stattfinden“, sagte der Sprecher.

Öffentlich geworden war vor vier Jahren ein Konflikt um Übungsbetrieb während der Ferien in der Marker-Breite-Halle zwischen der Boxabteilung des TSV Korbach und dem Fachdienst Sport. Die Kontrahenten fanden einen Kompromiss. Er ruhte auf einer Sonderbestimmung, die der Landkreis erstmals 1985 erlassen hatte. Darin wird Training während der Ferien bei besonderem Bedarf erlaubt. Der Bedarf muss aber begründet und vier Wochen vorher angemeldet sein. Steuber und seinen Kollegen schwebt nun eine Lösung ohne derartigen bürokratischen Aufwand vor. (mn)

So sieht es in anderen Kreisen aus

    Die Praxis im Werra-Meißner-Kreis

  • Die kreiseigenen Sporthallen sind in den ersten drei Sommerferienwochen geschlossen wegen Reinigungs- und auch Renovierungsarbeiten
  • In den letzten drei Sommerferienwochen sind die Hallen eingeschränkt nutzbar (ohne Duschen und auf Anfrage)
  • ln Oster-, Herbst- und Weihnachtsferien sind die Hallen nur für serienspielende Vereine und Gesundheitssport nutzbar. Die eingeschränkte Nutzung wird damit begründet, das Hausmeister oder Reinigungskräfte in den Ferien in der Regel von ihren Aufgaben freigestellt sind
  • Die Vereine werden für die Hallennutzung in den Ferien bedingt zur Kasse gebeten: Der Kreis erhebt Pauschalen bei Vorbereitungsspielen

    Die Praxis im Sportkreis Bergstraße

  • Kreiseigene Sporthallen werden den Vereinen in der Regel kostenlos zur Verfügung gestellt/li>
  • „Stilles Abkommen“ mit Städten/Gemeinden für die Nutzung der kreiseigenen Hallen in den Ferien: Vereine, die Hallenzeiten benötigen, müssen sich mit einem gewissen Beitrag beteiligen, da bei Nutzung auch in den Ferien Hausmeisterkosten, Kosten für Strom, Reinigung usw. anfallen
  • Die Vereine müssen die Sporthallen immer sauber hinterlassen (so wie vorgefunden)
  • Schließdienst: Vereine verfügen über Hallenschlüssel (vertraglich geregelt mit der jeweiligen Stadt/Gemeinde)
  • Hausmeister führen stichprobenartig Kontrollen durch

    Die Praxis in Hersfeld-Rothenburg:

  • Seit 2015 werden alle Sporthallen des Kreises und der Städte für Vereine und Gruppen während der Ferien ohne Unterbrechung offen gehalten
  • Keine Nutzungsgebühren für die Vereine
  • Schlüssel für Vereine gegen Unterschrift oder Hausmeister zuständig

Quelle: jeweils Sportkreis-Umfrage

Quelle

Waldeckische Landeszeitung

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Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV 1850/09 Korbach e. V. Sportredaktion: Gerhard Menkel (Leiter), Manfred Niemeier, Werner Spitzkopf, Jürgen Heide, Reinhard Schmidt und Dirk Schäfer.

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Kommentare

  1. …zu die Kontrahenten fanden einen Kompromiss im Absatz „Ausnahmen auf Antrag möglich“
    Leider ist der Kompromiss in der Sportpraxis aus verschiedenen Gründen nicht wirklich umsetzbar, wie zum Beispiel 4 Wochen vorher Trainingszeiten beantragen usw.
    Darum musste die Boxabteilung des TSV Korbach große Mühen und fortlaufende Kosten auf sich nehmen und letztendlich eigene Räumlichkeiten anmieten und ausstatten.

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