Integrationsprojekt Boxen

In Boxen by Ralph Stephan

Boxen: Sparte des TSV Korbach gewinnt Wettbewerb „Sterne des Sports“ auf Kreisebene

Von Gerhard Menkel

Elleringhausen. Integration von Migranten ist ein großes Thema der Gegenwart. Der Wettbewerb um die „Sterne des Sports“ in Waldeck spiegelte es im vergangenen Jahr mit dem ersten Platz für den späteren Bundessieger VfL Bad Wildungen, und er spiegelte es auch in diesem Jahr – auf andere Weise: Mit der Entscheidung, der Boxsparte des TSV Korbach den großen Stern in Bronze zuzuerkennen, würdigte die Jury sozusagen einen Langstreckenlauf bei der Eingliederung von Zuwanderern und den Einsatz gegen Gewalt über eine Sportart.

„Die Hauptkriterien waren die lange Dauer der Arbeit und die besondere Nachhaltigkeit“, sagte Udo Martin, Vorstand der Waldecker Bank, bei der Preisverleihung am Dienstagabend im Dorfgemeinschaftshaus Elleringhausen. Das Kreditinstitut war zum achten Mal lokaler Ausrichter des Wettbewerbs, an dem sich diesmal 30 Vereine beteiligten (siehe Hintergrund).

Überzeugende Statements

Das Unterfangen, Migranten über den Boxring zu integrieren, funktioniert bei der TSV-Sparte schon seit 2001, anfangs als Stützpunktverein des Bundesprogramms „Integration durch Sport“. Auf etwa 250 schätzt Trainer Reinhard Jassmann die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die bis heute vor allem unter seiner Regie trainierten (siehe Interview).

Jassmann nahm die Auszeichnung, dotiert mit einem Preisgeld von 1500 Euro, freudig bewegt entgegen. Er kam zwar nicht zu Wort, dafür aber in einem Video Kinder, Jugendliche und junge Männer, die beim TSV ins Training gehen. Sie suchten ebenso das Vorurteil zu zerstreuen, das beim Boxen Schläger ausgebildet werden, wie sie das gelingende Miteinander von Sportlern vieler Nationen locker und überzeugend bestätigten.

„Alles, was das Gegenteil von Ausgrenzung bedeutet.“Udo Martin

Die „Sterne“ wollten „die stillen Helden ehren“, sie wollten das soziale Engagement, das die Vereinen leisteten, würdigen, betonte Udo Martin: „Es geht eigentlich um alles, was das Gegenteil von Ausgrenzung bedeutet.“ In dieses Bild fügt sich der zweite Platz für den VfL Adorf ein: Der Verein kümmert sich gezielt um seine Senioren.

Zusätzlich zu sportlichen Angeboten organisiert der VfL Fahrten, Treffen, einen Glückwunschdienst für die älteren Mitglieder – „wir achten auf sie und freuen uns über jeden, der aktiv ist“, sagte der Vorsitzende Dieter Stöcker. Den „kleinen Stern des Sports“ (Geldprämie: 1000 Euro) reichte er gleich weiter an Gertrud Bienert, dem „Motor in diesem Bereich“, wie er betonte.

Den dritten Platz (Prämie: 750 Euro) erkannte die Jury dem RFV St. Kilian mit Sitz in Lelbach zu. Der Reitverein will über „den Partner Pferd“ Kindern und Jugendlichen soziale Kompetenz, aber auch motorische und kognitive Fähigkeiten vermitteln. Es sei ein besonderes Verhältnis, so Sportwartin Caterina Steffen: „Das Pferd gibt uns unwahrscheinlich viel zurück.“

Die Maßnahme ist bei rückläufigen Mitgliederzahlen, unter denen die Reitverein allgemein leiden, wesentlicher Bestandteil der Jugendarbeit. Der Jury gefiel auch die Kooperation mit anderen Vereinen.

Steuber: Gutes Zeichen

Uwe Steuber, der Vorsitzende des Sportkreises, wies darauf hin, dass Waldeck mit 34 Bewerbungen „ganz vorn ist in Hessen“, und lobte: „Das ist ein gutes Zeichen, dass unsere Vereine so aktiv sind.“ Der Waldecker Bank dankte er ausdrücklich: Der Sportkreis könne froh sein über solch eine Förderung.

Insgesamt 21 Vereine traten bei der Ehrung auf, die der TSV Elleringhausen unter Federführung von Birgit Kleinschmidt prima in Szene setzte – auch mit einer kleinen tänzerischen Einlage seines Juniorteams. Nebenbei: Es war mit seinen Projekt „1000 Schritte extra gehen für die Gesundheit“ auch jüngster Bewerber im „Sterne“-Wettbewerb.

HINTERGRUND

Zweithöchste Zahl an Bewerbungen

Den Wettbewerb um die „Sterne des Sports“ veranstalten der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sowie die Volks- und Raiffeisenbanken, gewürdigt werden kann im weitesten Sinne alles ehrenamtliche Tun jenseits des Wettkampfsports. Lokaler Ausrichter ist die Waldecker Bank. Mit 34 eingereichten Projekten erreichte sie in diesem Jahr das zweitbeste Ergebnis in acht Jahren, nur im Vorjahr (44) waren es mehr. 30 Vereine reichten Bewerbungsunterlagen ein – für alle ohne Platzierung gab’s eine Prämie von 200 Euro.

Die Initiativen zeigten eine große Bandbreite und unterschiedliche Qualität – sie reichten vom Behindertensegeln (SSG Edersee) über „Fit bis ins hohe Alter“ (SG Lichtenfels) oder „Kita trifft Sportverein“ (TSV Berndorf) bis zur Aktion „Weg von PC & Handy, hin zu Sport und Gemeinschaft“ des TSV Vöhl. Der Sieger der ersten Runde qualifiziert sich für die Landesebene. (mn)

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